ÖPG Pfandsystemgesellschaft initiiert Allianz

Veröffentlicht am: 13.07.2020

Seit dem Runden Tisch im Umweltministerium Anfang Juni laufen Diskussionen und Beratungen über eine mögliche Einführung eines zentral koordinierten Pfandsystems auf Einweg-Getränkeflaschen in Österreich auf Hochtouren.

In einem Ende Juni veranstalteten und hochkarätig besetzten Online-Kongress versammelte die Österreichische Pfandsystemgesellschaft (ÖPG) führende nationale und internationale Expertinnen und Experten, um über das Thema Erfolgsfaktor Pfandsystem in der Kreislaufwirtschaft wissenschaftlich fundiert zu diskutieren. Lösungsvorschlage für die Erreichung der EU-Sammel- und Recyclingquoten in Österreich bis 2029 sollen bis Herbst erarbeitet werden. Laut einer Studie zu den Umsetzungsmöglichkeiten der EU-Vorgaben betreffend Getränkegebinde, Pfandsysteme und Mehrweg, die im Jänner 2020 im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt veröffentlicht wurde, ermöglicht ein Pfand auf alle Kunststoffgetränkeflaschen als einzige Variante, die EU-Vorgaben von 90 Prozent sogar zu überschreiten. „Auch die österreichischen Getränkehersteller und -abfüller müssen in der Diskussion um die mögliche Einführung eines zentral koordinierten Pfandsystems in Österreich eine gewichtige Stimme bekommen, weil sie als Inverkehrbringer von Getränkegebinden eine wichtige Rolle in der Kreislaufwirtschaft spielen und diese Wertstoffe zum Schutz der Umwelt vermehrt in den Produktionsprozess zurückführen möchten“, sagt ÖPG-Geschäftsführer Christian Abl. „Hier geht es in erster Linie um Eckpunkte wie Kennzeichnung von Getränkegebinden, die Verbesserung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen, infrastrukturelle Rahmenbedingungen eines unabhängigen Pfandsystems sowie um ein sinnvolles Zusammenspiel von Einweg- und Mehrweg-Verpackungen. Diese Interessen sollen in einer gemeinsamen Agenda formuliert werden“, kündigt Abl an.

Pfand als Lösung
Um die Diskussion um das Thema Pfand in Österreich zu intensivieren, organisierte die ÖPG Ende Juni einen internationalen Online-Kongress zum Thema „Erfolgsfaktor Pfandsystem in der Kreislaufwirtschaft“ mit knapp 150 Teilnehmern. „Österreich steht in punkto EU-Sammel- und Recyclingquoten gut da, deshalb können wir uns jetzt vermehrt auf die Problematik von Kunststoffverpackungen konzentrieren. Hier müssen wir unsere Recyclingquoten bis 2025 auf 50 Prozent verdoppeln“, sagte Christine Hochholdinger, Leiterin der Abteilung für Abfallvermeidung, -verwertung und -beurteilung im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.
„Ohne besondere Anreize sind Sammelquoten von mehr als 90 Prozent nicht erreichbar. Pfand ist ein geeignetes Anreizsystem, um sehr hohe Sammelquoten zu erreichen. Hohe Sammelquoten von PET-Getränkeflaschen liefern einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung hoher Recyclingqouten für Kunststoffverpackungen. Vorteilhafter als Recycling jedoch wäre eine Wiederbefüllung von Mehrweggebinden, womit Primärressourcen in großem Umfang gespart werden können“, so Walter Hauer, Geschäftsführer des Technischen Büros Hauer und einer der Studienautoren im Auftrag des Umweltministeriums.
Für die Getränkehersteller steht das Verhalten der Konsumenten in Bezug auf die Verpackungsart im Vordergrund. „Die Konsumentinnen und Konsumenten werden immer umweltbewusster, laut Marktdaten von Nielsen ist allein im letzten Jahr die 1-Liter-Mehrweg-Glasflasche im Lebensmittelhandel um 15 Prozent gewachsen. Sie erwarten sich auch Lösungen von der Industrie in Bezug auf Plastikverpackungen“, so Monika Fiala, Geschäftsführerin der Waldquelle Kobersdorf GmbH. Laut Fiala ist es wichtig, einen Konsens mit dem Handel in punkto Pfandsystem zu finden. „Wir brauchen eine neutrale Abwicklungsstelle, die der Industrie einen Zugriff auf recycelte Materialien ermöglicht.“
„Eine Hotspotanalyse in Salzburg hat ergeben, dass 76 Prozent der achtlos in der Natur entsorgten Abfälle Getränkeverpackungen sind“, beklagte Lena Steger, Ressourcen-Campaignerin in der Umweltschutzorganisation Global 2000. „Die effizienteste Lösung gegen das steigende Littering ist Pfand, denn wenig Menschen sind bereit, bares Geld wegzuwerfen.“

Foto: Christian Abl, Geschäftsführer der ÖPG Pfandsystemgesellschaft GmbH. © Reclay Österreich/Stefanie Starz

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Kommentar

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