Großes Potenzial bei Mülltrennung im Unterwegskonsum

Veröffentlicht am: 22.03.2022

Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) initiierte gemeinsam mit dem Institut für Höhere Studien (IHS) in Krems, Steyr und Leoben eine Nudging-Studie zum Sammelverhalten der Menschen in Österreich im Außer-Haus-Bereich.

Untersucht wurde die Beeinflussung der Sammelquote und des Litterings durch Behälter für die getrennte Verpackungssammlung im öffentlichen Raum. Das Ergebnis, das pünktlich zum Global Recycling Day am 18. März präsentiert wurde: „Anstupsen“ funktioniert. Zusätzliche und auffällig designte Sammelbehälter verringern Littering und verbessern die Mülltrennung. Diese gewonnen Erkenntnisse aus der Verhaltensökono mie sollen Österreich bei Maßnahmen zur Erreichung der Ziele des EU-Kreislaufwirtschaftspakets unterstützen. Denn: Es fällt an öffentlichen Plätzen wertvoller Verpackungsabfall aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterial an, der direkt für das Recycling genutzt werden kann. „Wir wollen jede Verpackung zurück für das Recycling. Dabei herrscht im Unterwegsmarkt großes Potenzial, Verpackungsabfall als Sekundärrohstoff in den Recyclingkreislauf zurückzuführen. Vor allem mit Blick auf das EU-Kreislaufwirtschaftspaket und die Einwegkunststoff-Richtlinie müssen wir die Sammelquote noch stärker erhöhen und Littering entgegenwirken. So haben wir mehr Rohstoffe zur Verfügung, schützen das Klima und halten die Kosten für die Beseitigung von Littering gering – das ist eine Win-Win-Win-Situation für Umwelt, Konsumenten und Wirtschaft“, erklärt ARA Vorstand Christoph Scharff das übergeordnete Ziel der Studie. Die ARA forschte gemeinsam mit dem IHS einen Monat lang an über 90 öffentlichen Plätzen in Krems, Leoben und Steyr. Untersucht wurde, ob zusätzliche Behälter für die getrennte Sammlung und ihr Design das Sammelverhalten positiv beeinflussen

 

Recyclingquoten erfordern Fokus auf den Unterwegsmarkt
Behälter für Mülltrennung im öffentlichen Raum verbessern insgesamt die Sammlung von Verpackungen. Stehen nur Restmüllbehälter zur Verfügung, dann enthält dieser Abfall durchschnittlich 22 Prozent an wertvollem Verpackungsabfall aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterial, die damit größtenteils für das Recycling verloren sind. Durch den gezielten Einsatz von Behältern für die getrennte Sammlung lässt sich dieses Potenzial nutzen, das besonders hoch in Fußgängerzonen und in der Nähe von Gastronomiebetrieben ist. Durchschnittlich befanden sich im Versuchszeitraum rund 64 Prozent korrekt getrennte Verpackungen in den Sammelbehältern. Kunststoffverpackungen, insbesondere PET-Flaschen werden dabei sehr gut getrennt.


Verhalten lässt sich durch Design positiv beeinflussen
Standorte mit einem Abfallbehälter, der mit Naturbildern designt wurde, wiesen im städtischen Gebiet eine doppelte Sammelmenge auf als jene Standorte ohne. Die IHS-Verhaltenswissenschaftlerin Katharina Gangl erklärt: „Die Naturbilder dürften sich besonders gut vom grauen städtischen Umfeld abheben und so Menschen motivieren, die Abfallbehälter auch zu benutzen. Durch das Ausnutzen verhaltensökonomischer Prinzipien wie der verbesserten Sichtbarkeit, können Effizienzpotenziale identifiziert und Änderungen im Verhalten erzielt werden. Mit kleinen Änderungen, wie einem neuen Design der Abfallbehälter, haben wir gemeinsam mit den Experten der ARA Anreize geschaffen, die die Abfallsammlung deutlich verbessern können.“ Die Ergebnisse zeigen auch, dass in Österreich kaum gelittert wird. Am meisten Littering findet sich bei Freizeiteinrichtungen und an Orten, die wenig einsichtig und schlecht beleuchtet sind. Das Hauptproblem sind achtlos weggeworfene Zigarettenstummel, die fast überall gefunden werden, besonders aber dort, wo viele Menschen zusammenkommen und die Umgebung nicht als attraktiv empfunden wird. Insgesamt deuten die Häufigkeit und Struktur des gefundenen Zigaretten- und anderen Abfalls an (einzelne Stücke versus extrem viele Stücke), dass Abfall entweder durch Achtlosigkeit auf dem Boden landet oder aber ganz bewusst von einer Gruppe verursacht wird. All diese Faktoren kön nen zu mehr Littering und Abfall führen, sind sich die ARA und das IHS einig.


Bewusstseinsbildung unterstützt Mülltrennung
Das neue gewonnene verhaltensökonomische Wissen soll dabei unterstützten, die Mechanismen von Mülltrennung und Littering umfassender zu verstehen und in weiterer Folge daraus evidenzbasiert effiziente Schritte abzuleiten. „Ein hoher Convenience-Faktor, zeitgemäße digitale Anreizsysteme in Kombination mit umfangreicher Bewusstseinsbildung sind für uns ein starker Hebel, um Konsumenten für korrekte Mülltrennung und Anti-Littering zu motivieren“, erklärt Scharff. Die Ergebnisse der Studie werden nun auch dem Klimaschutzministerium und den kommunalen Partnern zur Verfügung gestellt. „Steyr, Leoben und Krems haben gezeigt, dass österreichweit Interesse und Kooperationsbereitschaft vorhanden ist, um gemeinsam noch effizientere Mülltrennung zu forcieren“, so Scharff. In Krems zieren auch nach Abschluss der Studie die designten Behälter das Stadtbild, aber auch Steyr arbeitet bereits an einem Testversuch, die Behälter auf Spielplätzen einzusetzen. In Leoben hat man Littering – insbesondere Zigaretten – den Kampf angesagt und untersucht, wie mit den Restmülltonnen im öffentlichen Raum mehr Aufmerksamkeit erzielt werden kann.


Die Studie im Detail
In Krems, Leoben und Steyr wurde an 90 hochfrequentierten Standorten zusätzlich zu den bestehen- den Restmülltonnen Behälter für die getrennte Sammlung von Verpackungen aufgestellt. Dabei wurde getestet, wie und ob sich unterschiedliche Designs auf die Sammlung auswirken. So kamen verschiedene Designs zum Einsatz, neben neutralen Varianten auch auffällige Illustrationen mit fluoreszierenden Beklebungen oder Landschaftsbilder, die den Schutz der Natur durch Recycling kommunizieren sollen. Auf allen Behältern wurden optimierte Aufkleber angebracht, um einfach und verständlich zu erklären, was in die Tonne gehört und was nicht.
Der Ansatz des Nudgings (= Anstupsen) – eine Strategie aus der Verhaltensökonomie – hat das Ziel durch kleine Eingriffe Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken. Veränderungen von Sprache, Design oder Infrastruktur können beispielsweise eine solche Veränderung hervorbringen.

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