Österreichische Wellpappe-Industrie zieht Bilanz

Veröffentlicht am: 15.05.2023

Ohne Wellpappe läuft nichts in der Lieferkette. Über zwei Drittel aller, in Österreich hergestellten Waren, gehen in faserbasierter Wellpappe auf Reisen. Das macht Wellpappe zur Kreislauf- und Transportverpackung Nummer Eins.

 

Die österreichische Wellpappe-Industrie war, wie andere Branchen auch, im vergangenen Jahr mit einem enormen Kostendruck konfrontiert. „2022 war geprägt von Marktverwerfungen infolge des Russland-Krieges gegen die Ukraine, der Energiekrise und einer zunehmenden Konsumeintrübung. Dies stellte eine große Belastung für die gesamte Wellpappebranche dar. Vor allem die extrem angestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe waren eine große Herausforderung für die heimischen Betriebe und erforderten eine hohe Flexibilität“, meinte Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria, bei der Präsentation der Zahlen für das Jahr 2022.
Beim mengenmäßigen Absatz verzeichneten die fünf, im Forum Wellpappe Austria organisierten Unternehmen, 2022 mit 994,6 Millionen Quadratmeter gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 6,1 Prozent. Die Produktion hat sich nach dem Corona-Nachholjahr (2021: 1.059 Millionen Quadratmeter) wieder auf das Vorkrisenniveau eingependelt. Beim Umsatz erzielte die heimische Wellpappe-Industrie 2022 ein Plus von 21,6 Prozent: gesamt 739,8 Millionen Euro. „Dieser Anstieg reichte jedoch bei weitem nicht aus, den extremen Kostendruck bei Wellpappe-Rohpapieren, Hilfsstoffen und Energie voll auszugleichen“, erläutert Kaar. So stiegen die Kosten für Wellpappe-Rohpapiere seit Beginn 2021 bis Herbst vergangenen Jahres um über 50 Prozent an.

EU-Verpackungsverordnung bereitet Stirnrunzeln
Im Rahmen ihres „Green Deal“ hat die EU-Kommission kürzlich einen Entwurf für eine neue EU-Verpackungsverordnung vorgelegt. „Unsere Branche unterstützt zwar ausdrücklich die übergeordneten Ziele dieses Vorhabens; unsere Kritik richtet sich jedoch im Kern insbesondere gegen pauschalierte Mehrwegquoten“, sagt Branchensprecher Kaar. „Die im Entwurf vorgesehenen verpflichtenden Mehrwegquoten – 90 Prozent bei Transportverpackungen für Haushaltsgroßgeräte ab 2030 und 50 Prozent bei E-Commerce-Verpackungen ab 2040 sowie das generelle Verbot für Obst- und Gemüseverpackungen bis 1,5 Kilogramm – lehnt das Forum Wellpappe ab“, so Kaar.

Bestens etabliertes Sammel- und Recyclingsystem
Im realistischen Vergleich konkreter Verpackungen kann sich Wellpappe durchaus gegen Mehrweglösungen durchsetzen. Über 90 Prozent der gebrauchten Wellpappe-Verpackungen werden dank des in Österreich bestens etablierten Sammelsystems wieder dem Recycling zugeführt. Wellpappe kann so bis zu 25-mal wieder zu einer neuen Wellpappe-Kreislauf-Verpackung verarbeitet werden. Stephan Kaar: „Jede Wellpappe-Verpackung besteht im Durchschnitt aus über 80 Prozent Recyclingmaterial.“ Laut einer Studie des bifa-Umweltinstituts zur CO2-Bilanz verschiedener E-Commerce-Verpackungen schnitt beispielsweise eine Versandverpackung aus Wellpappe besser ab als eine Kunststoff-Mehrwegbox. Denn um eine ähnlich gute Schutzwirkung wie mit Wellpappe zu erzielen, müsste die Kunststoffbox mit deutlich höherem Eigengewicht eingesetzt werden. Hinzu kommen Faktoren wie die fossile Rohstoffbasis der Kunststoffbox gegenüber der pflanzlichen Basis der Wellpappe, die notwendigen Leertransporte der Mehrwegbox sowie die aufwändigen Reinigungsprozesse. „Anstelle einseitiger Mehrwegquoten sollte die tatsächliche Ökobilanz einer Verpackung über den gesamten Lebenszyklus entscheidend sein,“ fordert Kaar.

Nachhaltige Verpackungen für Gemüse
LGV Sonnengemüse ist eine Gemüse Erzeugergenossenschaft. 157 Gärtner und Bauern produzieren heimisches Gemüse von mehr als 42.000 Tonnen und erwirtschafteten 2022 einen Umsatz von knapp 108 Millionen Euro. Sie tragen wesentlich zur Versorgungssicherheit Österreichs mit frischem Gemüse bei. Regionalität und Qualität stehen dabei im Vordergrund. Rund 95 Prozent der Ernte gehen direkt an die heimischen Handelspartner und den Großmarkt. „Frisches Gemüse ist ein höchst sensibles Gut. Das heißt für uns, dass das frische Gemüse den besten Geschmack und die höchste Qualität hat, wenn es auch binnen Stunden frisch im Handel erhältlich ist. Und dafür braucht es auch die beste Verpackung“, sagt LGV Vorstand Josef Peck. „Wir setzen seit Jahren auf Verpackungen aus Wellpappe, weil sie nachhaltig sind und die Qualität unserer Produkte unterstützen.“

   
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Kommentar

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