Wellpappe-Industrie zieht Bilanz

Veröffentlicht am: 05.05.2024

Die wichtigste Transportverpackung Österreichs hieß 2023 Wellpappe. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern und ist auch nun in der neuen europäischen Verpackungsverordnung verankert worden.

 

Denn die Welt braucht umweltfreundliche Lösungen mehr denn je. Nachhaltige Verpackungen für Handel, Gewerbe und Industrie spielen eine immer wichtigere Rolle. Über zwei Drittel aller in Österreich hergestellten Waren werden in faserbasierter Wellpappe verpackt. „Wellpappe ist ein zentraler Bestandteil unserer Lieferketten und das Material ist perfekt darauf abgestimmt“, meinte Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria, anlässlich der Präsentation der Ergebnisse. Eine große Rolle spielt Wellpappe im B2B-Bereich. „Optimal abgestimmte Wellpappe-Verpackungen wirken wie eine Reiseversicherung für unterschiedlichste Waren und Produkte. Wird Obst und Gemüse in Wellpappe verpackt, hält das Lebensmittel sogar bis zu drei Tage länger frisch“, so Kaar. So waren die mit Abstand wichtigsten Abnehmer der heimischen Wellpappe-Industrie 2023 die Lebensmittel- und Getränkewirtschaft mit knapp 46 Prozent, gefolgt von Maschinen, Möbel, Elektronik und Automotive mit 18 Prozent. Der Anteil von Versandverpackungen liegt bei rund zehn Prozent“, so der Branchen-Sprecher.

Erholung erst zur Jahresmitte?
Die heimische Wellpappe-Industrie blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. 2023 war geprägt von hohem Kostendruck, geringer Konsumlaune, Zurückhaltung bei Investitionen und einer weiterhin hohen Inflation. „Überrascht hat, dass das traditionell stärkere vierte Quartal keine Entspannung gebracht hat“, berichtet Stephan Kaar. Beim mengenmäßigen Absatz verzeichneten die im Forum Wellpappe Austria organisierten Unternehmen im Jahr 2023 mit 740 Millionen Quadratmeter gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 11,2 Prozent. Beim Umsatz erzielten die heimischen Wellpappe-Unternehmen 2023 ein Minus von 16,5 Prozent: gesamt waren es 548,7 Millionen Euro. „Da die Wellpappe-Industrie mit der Transportverpackung eng an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist, überraschen diese Rückgänge nicht. Die Hoffnung liegt jetzt auf einer wirtschaftlichen Erholung ab dem dritten beziehungsweise vierten Quartal,“ sagt Forumssprecher Kaar. Für 2024 rechnet die Branche mit einem leichten Plus von rund zwei Prozent.

Wellpappe-Branche als Kreislauf-Profi
Verpackungen aus Wellpappe bestehen in Österreich im Schnitt bereits zu über 80 Prozent aus Recyclingmaterial, nur 20 Prozent aus Frischfaserpapier. Die Rohstoffe kommen aus Bruch- und Durchforstungsholz, das bei der Pflege nachhaltig bewirtschafteter Wälder anfällt. Ein Großteil des Materials verbleibt im Rohstoffkreislauf und kann bis zu 25 Mal zur erneuten Wellpappe-Herstellung verwendet werden. Für Konsumenten und Unternehmen ist die einfache Entsorgung der Wellpappe-Verpackung ein großer Vorteil. Denn auch im Handel fällt Wellpappe als sortenreine Einstoffverpackung an und muss nicht aufwendig getrennt werden. Über 90 Prozent aller gebrauchten Wellpappe-Verpackungen werden dank des in Österreich bestens etablierten Sammel- und Recyclingsystems wieder als Rohstoff verwendet.

EU-Verpackungsverordnung auf gutem Weg
Eine neue EU-Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR) ist derzeit auf der Zielgeraden. Mit der PPWR will die EU die Verpackungsmengen in Europa verringern und die Kreislaufwirtschaft stärken. „Als heimische Wellpappe-Industrie begrüßen wir die Annahme des aktuellen Textes im Plenum des Europäischen Parlaments und warten auf eine endgültige Genehmigung durch den Rat. Die EU erkennt damit an, dass das vorbildliche System des Wertstoffkreislaufs von Papier, Wellpappe und Karton ökologische Vorteile bietet und ein wichtiger Bestandteil des funktionierenden Binnenmarktes ist,“ kommentiert Branchensprecher Kaar diese vorläufige Entscheidung.

Wiederverwendbare Verpackungen als Regelservice
Auch die Österreichische Post AG setzt auf nachhaltige Lösungen. Mit „Post Loop" bietet sie einen Regelservice für Online-Händler und wiederverwendbare Verpackungen aus Wellpappe und Holzfaser an. „Nachhaltigkeit ist uns ein ganz besonderes Anliegen und gehört schon lange zum Alltag der Post. Neben der CO2-neutralen Zustellung aller Sendungen in Österreich, der größten E-Flotte des Landes und einer grünen Bauweise der neuen Logistikstandorte, spielt angesichts des boomenden E-Commerce das Thema wiederverwendbare Verpackung eine große Rolle“, erklärt Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket und Logistik, Österreichische Post AG. „Wellpappe ist dabei ein ideales Verpackungsmaterial, um den Online-Handel noch nachhaltiger zu gestalten“.

Jobs und Ausbildung
„Die österreichische Wellpappe-Industrie ist ein stabiler und attraktiver Arbeitgeber“, sagt Franz Grafendorfer vom Forum Wellpappe Austria. Die Unternehmen der Branche bieten zukunftsorientierte Ausbildungsmöglichkeiten und langfristige Perspektiven in großer Vielfalt, sowohl im technischen als auch im kaufmännischen Bereich. Die Anzahl der Unternehmen, Werke und Anlagen in Österreich ist in den letzten Jahren konstant geblieben. „Trotz deutlich steigender Personalkosten setzen wir als Unternehmen alles daran, die Fachkräfte im Betrieb zu halten“, so Grafendorfer. Die Zahl der Beschäftigten ist mit rund 1.600 Mitarbeitenden konstant geblieben. Jahr für Jahr bilden die heimischen Wellpappe-Unternehmen rund 60 Lehrlinge in 14 verschiedenen Lehrberufen aus, ein Drittel davon sind weiblich. Einmal im Jahr lädt das Forum Wellpappe Austria die Lehrlinge zu einem sportlichen Event – den Wellpappe Adventure Days – an den Faaker See ein. „Als besonderes Highlight haben wir in diesem Jahr Irene Fuhrmann, Österreichs Frauenfußball-Nationalteam-Chefin, eingeladen. Sie wird unsere Lehrlinge mit dem Teamspirit aus dem Fußball begeistern und mit ihnen auch ein Fußball-Training absolvieren,“ so Grafendorfer.
Im Bild von l.n.r.: Franz Grafendorfer, Forum Wellpappe Austria; Peter Umundum, Österreichische Post AG und Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria. © com_unit/APA Schedl

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